Warum Gen Z nicht googelt, sondern spricht: So werden Sie gefunden
Haben Sie schon einmal darauf geachtet, wie Ihre Kinder, Ihre Nichten oder Neffen oder Ihre Auszubildenen nach Dingen suchen? Richtig, sie sprechen ins Handy und lassen sich teilweise sogar noch die Antworten vorlesen. Sie googeln also komplett anders als Sie und ich, die jenseits der 25 sind. (Falls Sie doch widererwarten jünger sind, die Tipps für die Optimierungder Website sind für alle Altersklassen – Sie dürfen also gerne weiterlesen!) Doch was bedeutet das für Unternehmen, die Auszubildene suchen, die sich auf dem lokalen Arbeitsmarkt bestmöglich präsentieren möchten?
Dazu schauen wir uns zunächst einmal an, wie und wo GenZ an Informationen gelangt. Eine gemeinsame Studie von Reddit, GWI, AmbassCo and Brandwatch hat das Suchverhalten junger Nutzer genauer beobachtet und stellt die Informationen unter dem Titel From Search to Research zur Verfügung. Gen Z, geboren zwischen 1997 und 2012, ist die erste Generation, die vollständig mit digitalen Technologien aufgewachsen ist. Ihr Such- und Informationsverhalten unterscheidet sich signifikant von älteren Generationen.
Social-Media first
Generation Z hat viele Gründe, warum sie weniger über Google sucht. An erster Stelle steht die Vertrauenswürdigkeit der Informationen. Über 60 Prozent der Befragten[1] empfinden die Ergebnisse als nicht vertrauenswürdig genug und setzt stattdessen auf Social-Media-Seiten. Das mag jetzt für viele von uns unverständlich sein und mindestens ein Kopfschütteln hervorrufen, aber schaut man sich an, worauf die jungen Menschen achten, dann wird es klarer: Authentizität ist hier das Stichwort. Junge Menschen möchten wissen, worauf sie sich einlassen, wie die Arbeit in einem Unternehmen wirklich aussieht. Fotos von echten Mitarbeitern, Videos von typischen Arbeitstagen und Einblicke in das Arbeitsumfeld können den entscheidenden Unterschied machen, um sich für oder gegen einen Beruf, einen Arbeitgeber zu entscheiden. In der JobTeaser-Studie(2022) gaben 72 % der befragten Jugendlichen an, dass authentische Inhalte für sie entscheidend sind, wenn sie sich über potenzielle Arbeitgeber informieren. Unsere dringende Empfehlung daher: Schaffen Sie eine starke Unternehmenspräsenz auf Plattformen wie Instagram und TikTok.
Über alle Aktivitäten auf Social-Media sollen wir jedoch nicht die Website vernachlässigen. Diese ist gleich in zwei Richtungen wichtig – einmal kann sie potenziellen Bewerbenden als Orientierung dienen, aber fast genauso wichtig ist die Orientierung für Suchmaschinen, die potentielle Bewerbende auf die Seite holen. Unsere Website muss also technisch und inhaltlich diverse Voraussetzungen erfüllen.
Mobile first – für die Azubi-Gewinnung unverzichtbar
Das Schlagwort mobile first haben Sie bestimmt schon an der einen oder anderen Stelle gehört, aber nirgends ist es relevanter als in der Suche nach jungen Talenten. Gen Z erwartet eine nahtlose, interaktive und schnelle Nutzererfahrung. Eine Studie von Google (2020) legt nahe, dass 60 % der Gen Z eine Website verlassen, wenn sie zu langsam lädt oder nicht mobil-optimiert ist. Sie sind es gewohnt, sofortige Ergebnisse zu erhalten und haben wenig Geduld für technische Mängel.
Zu einer gelungenen User Experience (UX) gehört aber auch Interaktivität. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht einen Chatbot oder ein Quizzie in den Bewerbungsprozess einzubinden? Das spielerische Element eines Quiz erreicht junge Menschen sehr viel eher, als textlastige Seiten und kann gleichzeitig schauen, ob Arbeitgeber und potentieller Bewerber matchen, d.h. zusammenpassen. Beispiel gefällig?
„Wie gehst du mit Herausforderungen um?
A) Ich analysiere die Situation, B) Ich probiere direkt eine Lösung aus, C) Ich arbeite gerne im Team an der Lösung.“
„Was motiviert dich bei der Arbeit:
A) Kreativität ausleben, B) Probleme lösen, C) Verantwortung übernehmen?“
„Wie stehst du zu flexiblen Arbeitszeiten?“
Nach der Beantwortung der Fragen könnte das Quiz eine Einschätzung abgeben, wie gut der Bewerber zu den Werten des Unternehmens passt, und ihm gleichzeitig weiterführende Inhalte über die Unternehmenskultur und offene Ausbildungsstellen anzeigen.
Die richtige Ansprache und Bildsprache
Und kurz noch ein Wort zur Sprache: Seien Sie nicht zu ernst, seriös ja, aber vermitteln Sie schon allein durch ihre Sprache und Ihre Bildauswahl Ihre Unternehmensphilosophie, Teamgeist und ein gutes Miteinander.
Websiteoptimierung für Suchmaschinen
Kommen wir wieder zurück zu Google, Bing und Co. Diesegreifen auf ihre Website zurück und stellen dann diese Inhalte wieder den Suchenden zur Verfügung. Dies betrifft nicht nur die Suche via Bildschirm und Tastatur, sondern auch die Suche, die über Sprachbefehl ausgelöst wird – also über Google Assistant oder Siri. Und beide Assistenzsysteme greifen u. a. auf Google zurück. Wir haben daher einen Experten gefragt, Kim Weinand[2], Online- und Inbound Marketing-Experte.
Herr Weinand, wie sollte eine Website strukturiert sein, damit sie sowohl von Sprachassistenten wie Siri und Google als auch von jungen Nutzern bestmöglich gefunden wird?“
Kim Weinand: „Für Unternehmen, die Azubis aus der Generation Z gewinnen möchten, ist die lokale Auffindbarkeit enorm wichtig. Die meisten Anfragen über Sprachassistenten sind ortsgebunden. Um hier zu punkten, ist ein gepflegtes Google My Business-Profil entscheidend. Es stellt sicher, dass Standortdaten, Telefonnummer und Kontaktmöglichkeiten immer griffbereit sind – genau das, was Sprachassistenten oft direkt aus diesen Profilen auslesen. Auch positive Bewertungen spielen eine Rolle, da Sprachassistentensie häufig als Information nutzen. Sehr hilfreich ist es hier, wenn man substanzhaltige Bewertungen vorweisen kann. Also nicht nur ein „toll“ oder „alles paletti“, sondern wenn zum Beispiel Auszubildende kurz beschreiben, wie gut und einfach der Bewerbungsweg war oder wie abwechslungsreich die Arbeit ist. Da Bing ebenfalls von einigen Assistenten wie Cortana genutzt wird, lohnt sich auch dort ein gepflegtes Unternehmensprofil.“
„Was ist bei der Strukturierung der Website-Inhalte besonders wichtig, wenn es um die Sichtbarkeit bei Sprachassistenten geht?“
Kim Weinand: „Sprachassistenten und Suchmaschinen bevorzugen klare, strukturierte Inhalte. Rich Snippets und Schema Markups wie schema.org helfen dabei enorm. Diese kleinen, strukturierten Datenformate bereiten Ihre Inhalte so auf, dass Sprachassistenten sie optimal auslesen können. Besonders wichtig sind für lokale Unternehmen Markups wie LocalBusiness oder Place, die wichtige Infos wie Adresse, Telefonnummer und Ansprechpartner enthalten. Das klingt kompliziert, ist aber mit etwas technischer Unterstützung leicht umsetzbar. Auch FAQs lassen sich mit dementsprechenden Schema-Markup besonders gut darstellen und leicht vonSprachassistenten aufgreifen. So stellen Sie sicher, dass Bewerber per Sprachbefehl die Antworten direkt über Siri oder Google Assistant erhalten.“
„Wie entwickelt sich Ihrer Einschätzung nach die Zukunftim Bereich der Sprachassistenten?“
Kim Weinand: „Die Entwicklung zeigt, dass junge Nutzer immer häufiger auf KI-basierte Assistenten setzen – nicht nur für Suchanfragen, sondern auch für komplexere Recherchen. Neben ChatGPT gewinnen auch andere Player wie Microsoft Copilot und Google Gemini an Bedeutung, weil sie dialogorientiert arbeiten. Das ist besonders attraktiv für die Gen Z, die Wert auf eine personalisierte Interaktion legt. Die Zukunft könnte also stark von solchen konversationsorientierten Tools geprägt sein, bei denen die klassische Anzeige mehrerer Suchergebnisse möglicherweise in den Hintergrund tritt. Für Unternehmen bedeutet das: Inhalte müssen noch präziser und gezielt auf die Interessen der Bewerber ausgerichtet sein. Wenn sich die Suche in Richtung dialogbasierter KI-Assistenten verlagert, ist es denkbar, dass potentielle Bewerber zuerst mit perplexity oder ChatGPT über das Unternehmen und seine Ausbildungsangebote reden und sich beraten lassen, bevor sie in den persönlichen Kontakt treten. Unternehmen sollten daher ihre Inhalte so strukturieren, dass sie direkt für dieSprachausgabe geeignet sind und wertvolle Einblicke bieten, um das Interesse zu wecken.
Fazit
Um Azubis aus der Generation Z erfolgreich anzusprechen, sollten Unternehmen ihre Websites und Online-Präsenzen auf die Präferenzen dieser Generation ausrichten. Dies bedeutet vor allem, dass sie mobil-optimierte, visuell ansprechende und interaktive Inhalte bieten müssen. Zusätzlich ist es unerlässlich, authentische Einblicke in das Unternehmen zugeben und Social Media sowie Videos gezielt einzusetzen. Authentizität, schnelle Zugänglichkeit und eine positive User Experience machen den Unterschied – sei es durch Social Media, KI oder klassische Suchmaschinen.
[1]https://www.business.reddit.com/marketing/search-insights
[2]https://www.kim-weinand.de/